Heizungsfüll- und Ergänzungswasser. Warum muss es zur Heizung passen, unser Leitungswasser ist doch sauber.

Kommentar zu den Vorschriften Heizungsbefüllung.

Die Vorschriften zu dem Thema Heizungsbefüllung nach VDI 2035 Blatt 1 und 2 sind deutlich zu kompliziert, um sie zu verstehen, muss man schon Chemiker sein. Warum wird die ganze Sache nicht so beschrieben, dass sie von Installateuren und auch Endkunden verstanden wird? Das könnte man zumindest von Kesselherstellern erwarten. So, wie die VDI 2035 die Vorschrift formuliert, ist sie kaum verständlich. Das bewirkt, dass sie häufig falsch interpretiert wird.

Vorgezogenes Fazit: Was ist zu tun?

Jede Installationsfirma muss sich der Verantwortung gegenüber dem Kunden und auch seiner Firma bewusst sein. Ich empfehle beim Einbau eines neuen Heizkessels, meist Brennwertgeräten, eine Wasserbearbeitung zur Enthärtung und Entsalzung anzubieten und einzubauen. Viele Hersteller bieten solch Enthärtungs- und Entkalkungsanlagen in Verbindung mit einer nach DIN EN 1717 vorgeschriebenen Heizungsbefüllung an.

Weiterhin sind auch preiswerte Möglichkeiten vorhanden. Zum Beispiel Enthärtungs- und Entsalzungspatronen, die in die Heizungsfüllleitung geschraubt werden.

Was ist Heizungsfüll- und Ergänzungswasser?

In 95% aller Heizungen ist Wasser der Wärmeträger, der die Wärme vom Kessel zu den Heizkörpern bringt. Das bedeutet, dem Wasser in der Heizung kommt eine große Bedeutung zu. Die Menge des Heizungsfüllwassers darf nicht verwechselt werden mit der Umlaufwassermenge. (Umlaufwassermenge: Wassermenge, die durch die Heizungspumpe angetrieben durch die Heizung bewegt wird. Füllwasser = Wasserinhalt der Heizungsanlage, Umlaufwasser = Bewegung des Füllwassers.). Ergänzungswasser ist das Wasser, welches hin und wieder in einer Heizungsanlage nachgefüllt werden muss.

Die Wasserfunktion in der Heizung.

Wasser wird im Heizkessel erwärmt. Das erwärmte Wasser wird durch eine Umwälzpumpe zu den Heizkörpern befördert. Die Heizkörper geben die Wärme an die Räume, in denen sie stehen, wieder ab. Das abgekühlte Wasser wird zum Heizkessel zurückbefördert und wieder aufgewärmt. Ein Kreislauf ähnlich wie in unserem Körper das Blut.

Warum aber nun spezielles Heizungsfüllwasser?

Probleme für die Heizung sind die, für den Menschen unschädlichen, Wasserinhaltsstoffe wie Kalk und Salze. Bei den Mengen der Salze im Trinkwasser darf nun nicht geglaubt werden, des es unnötig, ist dem Kartoffelwasser  Salz zuzugeben. Dazu sind die Inhaltsmengen zu gering. Es ist die große Wassermenge, in denen die pro Liter geringen gebundenen Mengen Salze und Kalk vorhanden sind. Diese prozentual geringe Mengen wirken sich bei großen Wassermengen dann aus, wenn die Bindung zum Wasser durch die Heizungswassertemperaturen  nicht mehr gegeben ist.

Wirkung.

Wirkung dieser Salze und Kalk: es entstehen Verkrustungen auf den Innenoberflächen der wasserführenden Teile wie Rohre, Wärmetauscher in Heizgeräten usw.

Verkrustung

Diese Verkrustungen haben mehrere unterschiedliche Wirkungen. Hier die zwei wichtigsten Wirkungen.

  • Die aus dem Wasser kommenden Inhaltsstoffe wie hauptsächlich Salz und Kalk schädigen die wichtige Schutzschicht innerhalb der Rohre wie hauptsächlich Kupferrohre. Dadurch kann Lochfraß entstehen.
  • Die wichtigste Problematik ist der Schichtaufbau in der Wasserseite der  Wärmetauscher (Wärmetauscher: außen die Flamme, innen das aufzuheizende Wasser). Schon 0,5 mm Schichtaufbau verhindert die Wärmeübergabe  der Flamme auf das Wasser. Das kann die Effizienz eines Brennwertgeräts schon um 5 – 10% mindern. Das heißt, die Umweltschadstoffe und Energiekosten steigen um 5 – 10%. Ursache, durch den Schichtaufbau (Verkrustung) wird die Wärme der Flamme deutlich langsamer an das Wasser übergeben. Dadurch steigt die Abgastemperatur, die Brennwerteffizienz wird schlechter.

Warum gerade Verkrustungen (Schichtaufbau) im Wärmetauscher?

Die Verkrustung hängt von der Temperatur im Wasser ab. Je höher die Temperatur, umso schneller und größer die Verkrustung. Im Wärmetauscher, also da, wo die Flammen auf den Wärmetauscher treffen, ist es nun mal am wärmsten.

Was sagen die anerkannten technischen Regeln?

Die geltenden Vorschriften für das Heizungsfüllwasser sind in der VDI 2035 beschrieben. Auch im deutschsprachigen Ausland gibt es Richtlinien.  Die ÖNORM H 5195-1 : 2016-07 (Österreich), die SWKI (Schweiz).

Buderus Montageanweisung

Buderus Füllwasser

Die wichtigste Regel zur Behandlung des Heizungsfüllwassers steht in den Montageanleitungen der Heizgerätehersteller. Entweder beziehen sich die Montageanleitungen auf die VDI 2016 oder sie beschreiben ihre eigenen Anforderungen. Meist steht in der Montageanleitung, dass bei Nichtbeachtung der Füllwasservorgabe die Gerätegarantie entfällt.

Ein wichtiger Satz steht an unterster Stelle „Heizungsanlage vor dem Füllen gründlich spülen. Das wird gern vergessen.

Wie ist das Füllwasser nach VDI zu behandeln?

In der Tabelle aus der VDI 2035 Blatt 1 ist die erlaubte Wasserqualität zur Kalkbildung beschrieben.

VDI 2035

Aus dieser Tabelle geht hervor, dass das Heizungsfüllwasser bei Heizgeräten unter 50 KW Heizleistung keiner Wasserbehandlung bedarf. Voraussetzung, die Gesamtwassermenge in der Heizung beträgt weniger als 20 l pro KW Heizleistung.

Beispiel

In einem Einfamilienhaus wird ein neuer Heizkessel mit 18 KW Heizleistung eingebaut. Dann darf die Wassermenge  in der Heizungsanlage 18 KW * 20 l = 360 l nicht überschreiten.  In dem Wohnhaus befinden sich Heizkörper mit geringem Wasserinhalt wie z.B. Plattenheizkörper, so kann davon ausgegangen werden, dass der Wasserinhalt von 20 l pro KW unterschritten wird und keine Rücksicht auf Entkalkung genommen werden muss. Kommen zu den Plattenheizkörpern noch große Anteile Fußbodenheizungen dazu oder stehen noch ältere Rippenheizkörper im Gebäude, kann das unterschreiten 20 l pro KW schon nicht mehr gegeben sein. Pufferspeicher, Solarspeicher oder ähnliche Wasserspeicher müssen natürlich mitgerechnet werden. Auch muss jeder zusätzliche Wärmeerzeuger wie Solarthermieanlage, Elektroheizstab, Kaminofen mit Wassertasche in die Berechnung einbezogen werden.

Wie stelle ich den Wasserinhalt fest?

Ein gutes Werkzeug zur Berechnung der Wassermenge in Heizungsanlagen sind Berechnungsprogramme der Hersteller von Ausdehnungsgefäßen.

Das war es aber noch nicht.

In der Tabelle aus der VDI 2035 Blatt 2 ist die erlaubte Wasserqualität zur Vermeidung von Korrosion beschrieben.

VDI 2035 2

Diese Anforderungen müssen erfüllt werden. Dabei steht im Vordergrund das Entsalzen des Füllwassers. Weiterhin muss durch eine Sichtprobe die Sauberkeit des Heizungswassers geprüft werden. Altes Heizungswasser ist sehr häufig mit sehr vielen Schwebeteilchen belegt. Aus dem Grund ist bei einem Heizgerätetausch eine Spülung der Heizungsanlage erforderlich.

Vorhandene Wasserqualität.

Bei der Neumontage eines Heizgeräts oder bei Heizungsentleerungen für Umbauten sehe ich es als verpflichtend für die installierende Firma an, sich über die vorhandene Trinkwasserqualität zu informieren. Die Wasserlieferanten (Stadtwerke, Wasserwerke) stellen die Wasserinhalte in das Internet und sind jederzeit verfügbar.

Was ist zu tun?

Jede Installationsfirma muss sich der Verantwortung gegenüber dem Kunden und auch seiner Firma bewusst sein. Ich empfehle bei dem Einbau eines neuen Heizkessels, meist Brennwertgeräten, eine Wasserbearbeitung zur Enthärtung und Entsalzung anzubieten und einzubauen. Viele Hersteller bieten solch Enthärtungs- und Entkalkungsanlagen in Verbindung mit einer nach DIN EN 1717 vorgeschriebenen Heizungsbefüllung an.

Weiterhin sind auch preiswerte Möglichkeiten vorhanden. Zum Beispiel Enthärtung- und Entsalzungspatronen die in die Heizungsfülleitung geschraubt werden.

Ihr Bernd Wulfestieg

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